Götz George Nachwuchspreis: Julia Windischbauer · SONNENPLÄTZE
© Joel Heyd

Götze George Nachwuchspreis: Julia Windischbauer · SONNENPLÄTZE
Ausbildungsstätte: Hochschule für Fernsehen und Film München
Länge: 92 Minuten

Jurybegründung:

Eine Rolle, die kindlich und erwachsen zugleich ist. Die im Alltag angekommen und doch in der Vergangenheit verhaftet ist. Diese innere Zerrissenheit, die subtil, unterschwellig brodelt und nur manchmal, aber dann umso heftiger hervorbricht, lässt uns mit unserer Protagonistin mitfühlen. Die Spielfreude in jeder Szene und das feinfühlige Ausbalancieren des ständig präsenten Gefühlschaos geben uns eine Hauptfigur, der wir gern folgen und wünschen, dass sie ihren eigenen Weg geht.

Der Götz-George-Nachwuchspreis wird gestiftet von der Götz-George-Stiftung und ist dotiert mit 10.000 Euro und geht an Julia Windischbauer für ihre Darstellung in SONNENPLÄTZE.

Mittellanger Spielfilm: Thomas Marciano · ECHO

Mittellanger Spielfilm: Thomas Marciano · ECHO
Ausbildungsstätte: Filmakademie Wien
Länge: 30 Minuten

Jurybegründung:

Mit viel Sorgfalt inszeniert, folgen wir einer jungen Frau in eine Stadt, die wie ein Labyrinth erscheint, auf ihrer Suche zu sich selbst und ihrer Bestimmung. Dabei stellt sich die Frage: Prägen uns Orte? Oder prägen wir sie mit unserer Anwesenheit? Mit einem besonderen dramaturgischen Gespür entfaltet sich vor unseren Augen eine Geschichte, die erst am Ende zu sich selbst findet. Die Kamera und der Ton fangen das Spiel der Hauptfigur perfekt ein und lassen uns die Reise und Gefühle spürbar machen. Ein wunderbarer Film, der uns die Augen öffnet.

Der FIRST STEPS Award in der Kategorie Mittellanger Spielfilm ist dotiert mit 12.000 Euro und geht an Thomas Marciano und seinen Film ECHO.

Kurzfilm: Aulona Selmani · AND THE WIND WEEPS
© Arban Selmani

Kurzfilm: Aulona Selmani · AND THE WIND WEEPS
Ausbildungsstätte: Zürcher Hochschule der Künste
Länge: 25 Minuten

Jurybegründung:

Blicke… Stille… Tiefe Stille… und wieder intensive Blicke, auf welche Worte folgen, die sich dem Publikum einbrennen. Man hört gebannt zu und beobachtet jede Sorgenfalte. Dieser Kurzfilm nutzt alle Mittel der Filmkunst entschlossen aus, um eine emotionale Geschichte auf die Leinwand zu übertragen. Dabei folgen wir einer Familie, die im Umgang mit dem Unaussprechlichen versucht einen Weg zu finden, aber letztendlich die Stille einer Person immer schon alles erzählt hat. Der Konflikt wird von allen Gewerken meisterhaft mit viel Gefühl und Empathie eingefangen, bis die entscheidende Wendung in der Geschichte uns tief bewegt und lange nachhallt.

Der FIRST STEPS Award in der Kategorie Kurzfilm ist dotiert mit 10.000 Euro und geht an Aulona Selmani für ihren Film AND THE WIND WEEPS.

Dokumentarfilm: Peyman Ghalambor · THE GIRLS WHO RIDE DRAGONS
© Meret Madörin

Dokumentarfilm: Peyman Ghalambor · THE GIRLS WHO RIDE DRAGONS
Ausbildungsstätte: Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF
Länge: 152 Minuten

Jurybegründung:

Wie schafft man es, einen Film zu machen, der in eine Welt führt, die viele von uns nur aus negativen Schlagzeilen kennen? Man begleitet diese Menschen, die täglich um ihren Status und Anerkennung kämpfen und lässt so eine Nähe entstehen, die mit Klischees bricht, welche leider immer noch aufrecht erhalten werden. Man begleitet sie über Jahre. Bleibt dran an allen Höhen und Tiefen, an der unendlichen Wartezeit auf einen Asylstatus und wird Zeug:in wie zwei Mädchen aus Afghanistan zu selbstbewussten Personen heranwachsen und sich einen gleichberechtigten Platz inmitten ihres deutschen Umfelds erobern. Ohne Zeigefinger, ohne Vorwurf, ohne Wertung – und genau das erzeugt Haltung, wie sie im dokumentarischen Format unerlässlich ist. Die Regie sowie das herausragende Kamera- und Montageteam begegnen allen Protagonist:innen stets mit Respekt und Empathie auf Augenhöhe und schenken uns eine emotionale Reise in der sie und ihre Familien uns so sehr ans Herz wachsen, dass wir ihnen wünschen, dieses Land wird ihnen eine ebenso respektvolle und empathische Zukunft ermöglichen.

Der FIRST STEPS Award in der Kategorie Dokumentarfilm ist dotiert mit 15.000 Euro und geht an Peyman Ghalambor und seinen Film THE GIRLS WHO RIDE DRAGONS.

Michael-Ballhaus-Preis: Lisa Jilg · VENA
© Philip Henze

Michael-Ballhaus-Preis: Lisa Jilg · VENA
Ausbildungsstätte: Filmakademie Baden-Württemberg
Länge: 117 Minuten

Jurybegründung:

Dieser Preis trägt den Namen von Michael Ballhaus, der ein wundervoller Mensch, eine beeindruckende Persönlichkeit und ein genialer und einzigartiger Kameramann war. Er war ein Magier an der Kamera, ein Zauberer mit Licht. Die Kamera war für ihn mehr als ein Werkzeug: Sie war ein Medium, durch das er Gedanken, Stimmungen und Gefühle transportierte, direkt in die Herzen der Zuschauer:innen. Es ist mir also eine besondere Ehre und Freude, den Michael-Ballhaus-Preis an eine DOP zu übergeben, deren Kameraarbeit uns sehr beeindruckt hat.
Einfühlsam und mit großer Empathie für die Protagonist:innen, mit dem Blick für das Wesentliche, führt uns die Kamera durch die Welt dieses außergewöhnlichen Films. Der ruhige, fast schon dokumentarische Blick mit der Handkamera, lässt uns mitfühlen und teilhaben an der Berg- und Talfahrt der Figuren. So ist es gelungen, eindrucksvolle Bilder zu kreieren, die noch lange in Erinnerung bleiben.
Liebe Preisträgerin, ich wünsche Dir von Herzen, dass Du Deinen Weg als DOP mit Freude, Leidenschaft und Liebe weitergehst. Sei stark, mutig und unerschrocken und immer bereit auf den Auslöser zu drücken. Finde immer eine Lösung und einen Weg aus:
Das haben wir ja noch nie so gemacht.
Das gibt es nicht.
Das ist so nicht kalkuliert.
Das geht nicht… Es geht immer was!

Der Michael-Ballhaus-Preis wird gestiftet von ARRI und ist dotiert mit 7.000 Euro und geht an Lisa Jilg für ihre Kameraarbeit an VENA.

NO FEAR Award: Jonatan Geller-Hartung · HAUSNUMMER NULL

NO FEAR Award: Jonatan Geller-Hartung · HAUSNUMMER NULL
Ausbildungsstätte: Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF
Länge: 95 Minuten

 

Jurybegründung:

Was ist die Rolle des Produzenten im Film? Geld auftreiben. Im Budget bleiben. Logistik. Orga. Drehpläne. Ja, klar. Das ist unser Handwerkszeug als Produzentinnen, als Produzenten. Viel wichtiger aber ist: Welche Haltung nehme ich ein? Wie stehe ich zum Film? Wie unterstütze ich den Entstehungsprozess? Was kann ich beitragen, um aus einem guten Film einen außergewöhnlichen Film zu machen? Die Produzentin, der Produzent als Sparringspartner:in für die Regie und das gesamte Team. Der NO FEAR Award 2024 geht an einen Film, der sich in besonderem Maße mit der Unplanbarkeit des Lebens auseinandersetzen musste. Der damit umgehen musste, dass sich die Geschichte im Laufe der Dreharbeiten immer wieder änderte. Und der souverän mit diesen Herausforderungen umging. Ein Film, der sich immer wieder die Frage stellen musste: Welche Entwicklung könnte der Film nehmen, ohne dass ich eingreife? Was bedeutet das für das Ergebnis, das möglicherweise erst in ein, zwei, drei Jahren fertig sein wird? „Durch ordentliche Kommunikation konnten wir alles zufriedenstellend lösen“, steht im Produktionsbericht des Gewinnerfilms. Was so banal klingt, ist doch eines der Kerntalente einer herausragenden Produzentin, eines herausragenden Produzenten: Kommunizieren. Es geht darum, Vertrauen zu schaffen und zu behalten: in den Film, in alle Beteiligten – und zu reagieren auf die Veränderungen, die das Leben schreibt. Es geht darum, einen Film zu schaffen, der eine Bedeutung hat, eine gesellschaftliche Relevanz. Der Preisträgerfilm 2024 tut dies in ganz besonderem Maße.

Der NO FEAR Award wird gestiftet von Katja und Nina Eichinger und ist dotiert mit 7.000 Euro und geht an Jonatan Geller-Hartung und HAUSNUMMER NULL.

Short Steps: Shadab Shayegan · PEAR GARDEN
© Ebrahim Alfadhala

Short Steps: Shadab Shayegan · PEAR GARDEN
Ausbildungsstätte: Filmakademie Baden-Württemberg
Länge: 7 Minuten

Jurybegründung:

Manchmal sind es die leisen Töne, die uns am tiefsten berühren. Dieser Film nimmt uns mit auf eine emotionale Reise, in der wir erleben, wie ein kleiner, aber bedeutungsvoller Moment das Leben für immer verändern kann. Mit einer einfühlsamen Erzählweise und beeindruckenden Bildern schafft das Werk einen Raum, der uns dazu einlädt, die Zerbrechlichkeit und die Stärke des Menschseins zu spüren. Die Erzählung bleibt dabei klar und authentisch, und gerade in der Einfachheit liegt die große Kunst dieses Films.

Für diese besondere Erzählkraft, die uns nicht nur unterhält, sondern auch in ihren Bann zieht, wird der FIRST STEPS Award in der Kategorie Short Steps verliehen. Dotiert mit 5.000 Euro, geht der Preis an Shadab Shayegan für ihren Film PEAR GARDEN.

Big Audience: Jannis Alexander Kiefer · ANOTHER GERMAN TANK STORY
© Adam Graf

Short Steps: Big Audience: Jannis Alexander Kiefer · ANOTHER GERMAN TANK STORY
Ausbildungsstätte: Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF
Länge: 96 Minuten

Jurybegründung:

Wie geht das eigentlich heutzutage Filme für ein großes Publikum zu machen? Es könnte so gehen: Man nutzt die universelle Sprache des Humors, hat ein kluges Drehbuch, meisterhaft eingesetzte Situationskomik, eine einfache Bildsprache und tolle Schauspieler:innen … angeführt von einem sehr begabten Regisseur. In der Königsdisziplin der Filmkunst, mit Humor erzählen, erfordert es nicht nur Kreativität und Timing, sondern auch gut portionierte Überraschungen, die jedes Mal durch eine turbulente Handlung und rasanten Wortwitz bestechen. In dem heute prämierten Film ist das besonders gut gelungen in dem er einfach die absurde Realität der Filmwelt mit scheinbar überdrehten Darstellungen Widersprüchlichkeiten und Problemen aufzeigt, mit denen auch unsere reale Welt konfrontiert ist. Dieser Film zeigt uns auf humorvolle Weise am Beispiel einer Geschichte, die zufällig im Filmbusiness spielt, wie übergriffig, ignorant, rücksichtslos und respektlos wir als Gesellschaft oft agieren, sei es in Politik, Wirtschaft oder unserem Alltag. Wir fallen überall ein, nehmen uns was wir wollen, und stellen Menschen sogar Panzer vor die Haustür. Ohne Rücksicht auf Verluste. Hier wird ohne erhobenen Zeigefinger erzählt, wir werden mit Humor aufmerksam gemacht. Die Magie des Humors schafft es, Kritik zu äußern und die Absurdität enthüllt den Kern der Wahrheit.

Der Big Audience Award ist dotiert mit 7.000 Euro und geht an Jannis Alexander Kiefer für ANOTHER GERMAN TANK STORY.

Drehbuch: Samuel Gheist · BITE BACK
© Clara Tille Berger

Drehbuch: Samuel Gheist · BITE BACK
Ausbildungsstätte: Filmakademie Baden-Württemberg
Länge: 35 Seiten

Jurybegründung:

Als Drehbuchjury-Mitglied hat man ja das große Glück, immer wieder an verdammt guten Stoff zu kommen. Geschichten fürs Kopfkino, fesselnde Erzählungen oder ungewöhnliche Figuren, die man so noch nicht kannte… In diesem Fall haben wir uns eindeutig in die Charaktere verliebt. Allen voran in den Zombie Kevin – ein verrottender Romantiker, der unter Verwesungsschmerzen leidet und entsprechend übel riecht. Kevin wohnt in einer Zombie WG, zusammen mit Mina, die am Zombie-sein schätzt, ohne Kater dauerfeiern zu können und mit Sandy, die ein Möchtegern-Zombie ist und es liebt, für die Rechte von Außenseiter:innen einzustehen. Denn die große Zeit der Untoten ist schon vorbei, seit bekannt wurde, dass die Lebenden nur zurück beißen müssen, damit Zombies wieder zu Normalos, also zu Menschen werden. So kämpft eine immer kleiner werdende Gruppe von sympathischen Gammler:innen um ihre Existenz inmitten einer Welt von Preppern und Spießern. BITE BACK heißt die tragikomische Mockumentary und beißt tatsächlich in alle Richtungen zurück. Verdreht, scharfsinnig und satirisch… und ist dabei extrem lustig!

Der FIRST STEPS Award in der Kategorie Drehbuch ist dotiert mit 7.000 Euro und geht an Samuel Gheist und seinen Serienpiloten BITE BACK.

Abendfüllender Spielfilm: Chiara Fleischhacker · VENA
© Elisabeth Langer

Abendfüllender Spielfilm: Chiara Fleischhacker · VENA
Ausbildungsstätte: Filmakademie Baden-Württemberg
Länge: 117 Minuten

Jurybegründung:

Den Mut aufbringen, auf sich und seine Figuren zu vertrauen, sie zärtlich für uns durch ein komplexes Thema zu führen. Figuren, die auf den ersten Blick nicht gleich sympathisch erscheinen und deren Handlungen schwer nachvollziehbar sind. Und doch gerade das macht sie für uns so menschlich und authentisch in ihrer Unvollkommenheit, perfekt und unperfekt zugleich. Man leidet mit ihnen, folgt ihnen in schmerzliche Situationen und hofft trotz aller Spannungen auf ein heldenhaftes Ende ihrer Reise. Das tut sie nicht und wir werden mit kaum aushaltbarer Realität konfrontiert. Eine mehr als reife Regieentscheidung, die uns Haltung abverlangt und diesen Film zu etwas ganz Besonderem macht. Kino einer starken Stimme, die Vertrauen und künstlerische Vision auf eine außerordentliche Weise kombiniert.

Der FIRST STEPS Award in der Kategorie Abendfüllender Spielfilm ist dotiert mit 20.000 Euro und geht an Chiara Fleischhacker für ihren Film VENA.